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15. Kapelle und Vikarie (jetzt Rektorat) in Merfeld

1466 war die „Capella in Castro Mervelde“ von Bernd II. von Merfeld auf seiner Burghälfte erbaut worden und sollte in kirchliche Benutzung genommen werden. Die Pfarrgeistlichkeit in Dülmen erhob aber Einspruch; deshalb verbot 1466 der münsterische Offizial alle geistlichen Verrichtungen in der Kapelle, da sie ohne Erlaubnis des Archidiakonen errichtet war. (Kdlr. lat. Urk. Nr. 50) Erst 10 Jahre hiernach, 1475, wurde sie zum Gottesdienste geweiht und benutzt (lat. Urk. 51). Im selben Jahre wurde die Vikarie St. Antonius und Gertrudis an der Kapelle errichtet und mit Einkünften ausgestattet, auch die Verpflichtungen ihres Rektors festgelegt (Urk. s. Inv.). Die Stiftung der Vikarie der Aposteln Matthäus und Bartholomäus, sowie der hl. Katharina erfolgte 1483 auch durch Bernard von Merfeld und seine Gattin Adelheid (lat. Urk. 52). Als Einkommen bezeichnet die Stiftungsurkunde 18 rhein. Goldgulden aus dem Hof Pothoff und den Gütern Herbergehues, Berhardushues zu Estorpe, Stempel, gelegen in der Pfarre Darup und Dülmen in Bschft. Weddern und Overstorpe, 18 münst. Solidos aus einem Hof zu Weddern und 1 Goldgulden aus einem anderen Hofe dort (wohl Kuhmann und Frake), 1 ½ rhein. Goldgulden aus dem Hudelhoff (jetzt Hilf) dort, ein Haus auf dem Grotenhof nahe Haus Merfeld beim Garten, 1 Acker von 1 Malter Roggeneinsaat und 1 dsgl. von jährlich 3 Fuder Heu.

Das jetzige Vikariegebäude scheint 1521 gegründet zu sein. Denn in den Klagepunkten (Urk 72) heißt es, daß Johann II widerrechtlich mehrere Kotten gezimmert habe, darunter „des Preisters Huiß“. Jetzt werden die Stiftungen die Sonntags-, die Feiertags- und die Schrötting-Vikarie genannt. Sie haben einen Grundbesitz von insgesamt 68 ha mit 230 Tlr. Grdst. Reinertrag, was einen stattlichen Bauernhof darstellen könnte. Ein Teil des Landbesitzes liegt in Stadt und Kirchspiel Haltern. Der größte Teil der Ländereien in Merfeld mit dem Kottengebäude Merode 4 ist dem Landwirt Marschall verpachtet*).

Wohl veranlaßt durch den seit 1578 gegen den Fürstbischof von Münster erhobenen Rechtsstreit, trat Adolf III. Von Merfeld zum Protestantismus über, zu dem sich auch seine Nachkommen bekannten. Das andere Haus Merfeld wirkte dagegen eifrig für die Erhaltung des katholischen Glaubens.

1594 wurde kirchlich mitgeteilt: „Adolf von Merfeld hat einen Gesellen für einen Erzieher und für einen Prediger ohne vorgehende Ordination und Priesterweihe angenommen, welcher in andere fremde Religion, welche nicht binnen Dülmen gelehrt wird, eingeführt ist; es folgen solchem Prediger zur Kirche etliche Bauern aus der Bschft. Merfeld.“

1656 (kirchl. Bericht): „Der Dülmener Dechant verkehrt auf dem Hause Merfeld, dessen Besitzer evangelisch ist; Gottesdienst wird auf Merfeld nicht gehalten; die Inhaber der beiden Schloßvikarien weilen als Pfarrer in Albersloh und Angelmodde.“ (Weskamp S. 34 u. 57)

Vor einigen Jahrzehnten wurde an der Chausseebrücke ein Gewölbe mit Menschengebeinen aufgedeckt, welche von den Kalvinisten herrühren sollen. Die Knochen sollen in den Bach geworfen worden sein.

Die heutige Kapelle mit gerader Decke, geradem Chore und mit Spitzbogenfenster entspricht dem Jahre 1466, wo sie Bernd von Merfeld erbaute. Sie ist unterwölbt, und sind in dem Gewölbe Mitglieder der Familie von Merode beigesetzt worden. Als man um 1890 die Kapelle um ein Fenster verlängerte und die Rückwand abbrach, wurde die Gruft offen gelegt. Man fand den Sarg des Freiherrn Theod. v. Merode offen, den Sargdeckel daneben. In der Kapelle hingen ehemals mehrere Oelgemälde, sowie eine Anzahl Gedächtnistafeln der Familie von Merode. Sie sind der Feuchtigkeit halber im Hausflure des Schlosses untergebracht, wo auch ein Harnisch (Ritterrüstung) aufbewahrt wird.

Das Patronat der Kapelle gehört den Herren von Merfeld, jetzt dem Herzoge v. Cory, dagegen steht die Investitur des Geistlichen dem Kapitel zu Dülmen zu. Vor etwa einem Jahrzehnte wurde die Vikarie zum Rektorat erhoben, so daß Merfeld fast eine selbständige Kirchengemeinde bildet. So fand 1913 am weißen Sonntag in der Kapelle zu Merfeld die Feier der 1. Kommunion statt und am Frohnleichnamstage wurde zum 1. Male eine Prozession abgehalten, bei welcher nach dem Auszuge aus der Kapelle zunächst an der Mühle sodann bei Hülsmann, ferner bei Lücke und am Kreuz neben der Vikarie der Segen erteilt wurde.

Die endgültige Abpfarrung von der Pfarrei Dülmen ist bereits in die Wege geleitet. Auch ist ein Grundstück für den Bau der neuen Pfarrkirche, sowie für einen Begräbnisplatz ausgewählt; er liegt im Mittelpunkte der Gemeinde in der Nähe der Schule. Da jedoch ein Eingesessener eine Grundfläche zu gleichem Zwecke unentgeltlich hergeben will, die an der Vikarie, also mehr seitswärts, liegt, so ist die Wahl schwierig. Die Bestattung der Toten findet auf dem Friedhofe in Dülmen statt.

Es hat sich in Merfeld ein Kirchenbau-Verein gebildet, welcher Geldsammlung für den Bau der Pfarrkirche in Merfeld bezweckt. Die Satzung ist vom 21.11.1913; die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichts in Dülmen ist am 21.12.1915 erfolgt. Vorstand ist Vikar Ebbinghoff in Merfeld. Z.Zt. sind 80 000 Mark gesammelt.

Im Croyschen Archive befinden sich noch manche Urkunden über die Kapelle und Vikarie des Hauses Merfeld, welche der Bearbeitung harren, wie das Testament des Vikars Bernt Bartscherers von 1547, Stiftungen für die Kapelle und verschiedenen Vikarien und andere mehr. Zum Osterfeste 1922 erging die frohe Botschaft, daß die Gemeinde Merfeld einen neuen Seelsorger erhält. Herr Josef Növer, gebürtig aus Dülmen, wird zum 1. Mai ds. Js. der Nachfolger des zum Pfarrer ernannten Rektors Ebbinghoff werden.

Alljährlich am 17. Januar wird das Fest des hl. Antonius, des Patrons der Gemeinde Merfeld, unter Beteiligung vieler Auswärtiger gefeiert. Ein feierliches Hochamt in der Kapelle am Vormittage, ein treffliches Mittagsmahl, am Nachmittage Kaffee mit Kuchengebäck für die Jugend, am Abend Belustigungen (Tanz mit Ziehharmonika-Begleitung) und ähnliches – so wird der Tag fröhlich verbracht.

*)Die Sonntags-Vikarie besitzt 42 ha mit 91 Tlr. RErtrag.
Die feiertags-Vikarie besitzt 12 ha mit 21 Tlr. RErtrag (die Meltenwiese)
Die Schröttings-Vikarie besitzt 13,48 ha mit 116 Tlr. RErtrag (in Stadtgem. Haltern) u.
0,25 ha mit 1,35 Tlr RErtrag (in Kirchspiel Haltern).