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13. Die Familie von und zu Merfeld

(nach Kindlinger.)

Das Geschlecht derer von Merfeld ist ein edles und uraltes. Seine Geschicke sind auf das Innigste mit denen des Landes verflochten. Die Ritter von Merfeld finden wir stets in Kriegs- und Friedensdiensten des Landesherrn tätig. Zum Lohne wurden sie zu hohen Ehren und Würden erhoben und mit ansehnlichen Ländereien belehnt. Der noch z.Zt. blühenden Seitenlinie derer von „Merveldt“ wurde 1726 die erbliche Reichsgrafenwürde verliehen. (Vgl. Dr. Glasmeier, das Geschlecht der Grafen v.M. In Ztschr. Münsterland 1920, S. 181)

Schon im 12. Jahrhundert war die Familie v. Mf. dem Namen nach bekannt. 1316 besaß sie schon die Herrrlichkeit Mf. und von der Mitte des 14. Jahrhunderts haben wir ein zusammenhängendes Stammregister.

Hermann I. v. Mf. macht den 1. Ring in der Stammkette aus. Er und sein Bruder Bernard hatten ihre elterlichen Güter geteilt, die Freigrafschaft zusammen behalten, als Bernhard 1353 hiervon gegen 5 Bauernerbe in Lette und 200 Mark abstand (Urk. 10). Die Freigrafschaft besaßen schon die Eltern als ein gräflich Rabensbergisches Lehen. Hermanns Fehdelust führte es dahin, daß die Bauerschaft Mf. gebrandschatzt wurde (s. Nr. 10).

1358 trug Hermann I. dem Grafen von Berg sein Haus Mf. zum offenen Hause auf: Ein verhängnisvoller Schritt, der schließlich sein Stammhaus zur Ueberschuldung und in fremde Hände bringen sollte.

1360 zerstörte Fürstbischof Adolf von Münster die Burg Mf., die aber bald wiederhergestellt wurde. 1394 war Hermann tot.

Seine Söhne Heinrich und Bernd I. teilten 1394 ihr väterliches Haus und die Güter unter sich, wodurch eine Doppelburg entstand, die Freigrafschaft behielten sie in Gemeinschaft. (1. Teilung, Urk. 21.) Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse mochten nicht im besten Stande sein; denn sie versetzten 1391 drei Freistühle ihrer Freigrafschaft für 1000 Goldgulden und 400 goldene Schilde, eine ansehnliche Summe Geldes.

Heinrich v. Mf. hinterließ nur eine einzige Tochter Bathe (Beate) – Urk. 27 - , welche an Rötger von Düngeln vermählt wurde und ihm ihre ganz väterliche Erbschaft, nämlich die Hälfte des Hauses und der Güter zu Mf. als Heiratsgut zubrachte.

Bernd I. hinterließ 2 Söhne Hermann II. und Gerhard. Sie erwarben 1415 durch Kauf die andere Hälfte des Hauses und der Güter Mf., welche auf ihre Vaterbrudertochter Bahte vererbt war. Sie wurden im selben Jahre von Adolf, Herzog von Berg und Grafen zu Ravensberg, mit der Freigrafschaft Mf. belehnt. (Urk. 26,27) Im Besitze des ganzen Hauses und sämtlicher Güter Mfs. teilten sich die genannten Brüder 1415 wieder das Haus und Gut Mf. unter sich (2. Teilung, Urk. 28) und legten hierzu den Teilungsvertrag von 1394 zum Grunde.

Hermann II. verstarb ohne Kinder. Seine Hälfte am Hause und Gute Merfeld fiel auf seines Bruders Gerhard weltliche Söhne Bernd II. und Adolf I. (Urk 37 im Anfange). Bernd II. besaß und bewohnte seines Vaters Hälfte am Hause Merfeld, Adolf I. aber seiner Mutter Haus zu Botzlar, Krampenhaus genannt (Urk. 49). Nach dem Erbanfalle der andern Hälfte am Hause und Gute Merfeld nahmen die Gebrüder Bernd II. und Adolf I. 1461 eine neue Teilung vor (3. Teilung, Urk. 37). Bernd II. behielt seines Vaters Hälfte, Adolf I. seines Oheims Hälfte an dem Hause und Gute Merfeld; alle übrigen Erbe und Güter in und außerhalb der Bauerschaft Merfeld teilten sie unter einander. Die Freigrafschaft und andere Gerechtsame behielten sie gemeinschaftlich.

Beide Brüder hatten Kinder und wurden die Stammväter der 2 Merfeld'schen Linien, wovon die, welche von Bernd II. abstammt, die Bernhardsche, die welche von Adolf I. ihren Namen ableitet, die Adolfsche Linie heißt.

Die Bernhardsche (später Merodesche) Linie zu Merfeld.

Bernd II. hatte das Glück eine reiche Erbin als Gemahlin heimzuführen. Durch seine Heirat mit Aleken (Adelheid) von Senden vermehrte er seine Güter sehr (siehe Eheberedung von 1447, Urk. 49). Aleke war eine Erbtochter, wodurch nebst der Herrlichkeit im Dorfe Bramsche und den anderen Sendenschen Gütern, auch die hinterlassenen Güter Gerds von Keppel seiner Familie zufielen. Der Wohlhabenheit Bernds II. verdankt Merfeld die Kapelle, welche er 1466 erbauen ließ. 1483 stiftete er die Vikarie (Urk. 52).

Alt und verdienstvoll für sein Vaterland und seine Familie übergab er 1498 seinem Sohne Johann I. das (halbe) Haus zu Merfeld nebst Hovestatt, Mühlen und Bauland (Urk. 53).Er verlebte mit Gemahlin Aleke und Tochter Wibbeken die übrigen Tage seines Lebens in der Stadt Dülmen, wo er den am Burgtore gelegenen Merfeldschen Hof bezog. Diesen kauften die 3 Genannten von allen bürgerlichen Abgaben und Lasten frei. Ferner verkaufte die Stadt ihren Stadtdienst aus 2 Häusern den 3 Personen für 38 rhein. Goldgulden. (Urk. 80, 82 Stadtarchiv).

Johann I. wurde vom Herzog Wilhelm von Berg mit der Freigrafschaft Merfeld belehnt. Haus und Gut Lette besaß er und bewohnte es auch. Unter ihm begannen die Irrungen mit dem anderen Hause Merfeld. Auf die Ladung des Bischofs zur Malstätte vor Merfeld begehrte Johann Aufschub, da: „zu wissen,wie mich unser Herrgott gekränkt, so daß ich nicht vorder mag ohne daß mich meiner Diener 5 oder 6 tragen von der einen Stätte zur anderen“. Er hinterließ einen Sohn Johann II. genannt und 6 Töchter. Ersterer wurde 1520 vom Herzog Johann von Berg und 1548 vom Herzog Wilhelm von Berg mit der Freigrafschaft Merfeld belehnt. 1536 erhielt er als Ersatz seines Pferdeschadens im Kampfe gegen die Wiedertäufer Annen Mylinges Haus in Münster (Inv.). Er starb 8.11.1567 lauf Grabinschrift ohne Kinder. Mit ihm erlosch der Mannesstamm der Bernhardschen Linie von und zu Merfeld. Auch seine Gemahlin Anna von Valcke, Wittib von Merfeld, wurde auf dem Chore in der Kirche zu Dülmen neben ihrem Hausherrn Joan von Merfeld beigesetzt. (Siehe Lagerbuch des S. Viktorstifts von 1569.) (Die Grabsteine sollen 1858 bei Erneuerung des Innern der Kirche umgewendet und darüber die Steinfließendecke gelegt worden sein. Am Außengiebel des Chores der Pfarrkirche in Dülmen ist das Merfeldsche Wappen mit der Jahreszahl 1579 angebracht. Vermutlich sind der Letzte der Bernhardschen Linie, sowie seine Schwester, die Stiftspröpstin Adelheid, die Stifter des Chor-Anbaues der Kirche.)

Die Adolfsche Linie zu Merfeld.

Adolf I. von Merfeld zeugte mit Nesen (Agnes) von Gemen gent. Pröbsting außer einigen Töchtern einen Sohn Heinrich. Dieser wurde 1516 mit der Freigrafschaft Merfeld belehnt. Er war Hofmarschall des Fürstbischofs zu Münster und reichte die Klagepunkte 1521 gegen Vetter Johann I. ein.

Heinrich von Merfeld wurde Vater von 3 Söhnen und 2 Töchtern. Die 3 Gebrüder verglichen sich 1536 wegen Teilung ihrer elterlichen Güter, worin ihre 2 Schwestern mit eingeschlossen waren. Als aber Adolf II. dem Teilungsvertrage nicht nachkam, nahmen sein Bruder Heinrich und seine 2 Schwestern ihr elterliches Haus und Gut Merfeld wieder in Besitz. Der münsterische Bischof ließ das Haus Merfeld besetzen und dem Adolf II. von Merfeld wieder einräumen mit der Bedingung, daß er seinen Bruder und seine Schwester befriedige, sonst er sich gezwungen sehe, seine Geschwister auf ihr Ansuchen zum Anteil in das Gut Merfeld einzusetzen.

Adolf II. wurde 1533 und 1562 mit der Freigrafschaft Merfeld belehnt. Er war ein Geist der Widerspenstigkeit und ein Prozeßkrämer. Er verließ sein Vaterland und zog zu seinem Schwager, dem Grafen Oswald von Berg, bei dem er Dienste nahm und Droste wurde. Die Irrungen mit seinen Geschwistern müssen beigelegt worden sein, denn in seinem Alter wohnte Adolf II. wieder auf seinem Hause Merfeld. Gegen 1567 war er verstorben.

Er hinterließ 2 Söhne Adolf III. und Diedrich, sowie Töchter. Beide Brüder wurden 1568 mit der Freigrafschaft Merfeld belehnt, wobei der Herzog von Berg sich das Oeffnungsrecht am Hause Merfeld vorbehielt. Adolf III. hatte die verkehrten Grundsätze seines Vaters völlig inne. Er machte den Rechtsstreit wegen des halben Anteils am Hause beim Kammergericht anhängig. Dieser Zwist scheint die Veranlassung gewesen zu sein, daß er zum Protestantismus übertrat, zu dem sich auch seine Nachkommen bekannten. Er hatte nur einen Sohn Johann Adolf.

Dieser hatte auch nur einen Sohn, Adolf IV. genannt ( um 1661).

Von diesem stammen Friedrich Wilhelm und Magdalena Sibilla von Merfeld ab. Friedrich Wilhelm wurde 1669 und 1683 mit der Freigrafschaft Merfeld belehnt. Er wohnt auf dem Hause Ueding in Welte, welches ihm eigentümlich gehörte. Jedenfalls war zu dieser Zeit sein Stammhaus in Merfeld schon zerfallen. Friedrich Wilhelm verkaufte eine Reihe von Bauerngütern in Leuste und Welte (s. Siedelstätten Hof 66, 67, 68, 73, 121 usw.). Er starb den 3.9.1691 ohne Leibeserben. Mit ihm erlosch die Adolfsche Linie im Mannesstamme.