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10. Die Ritterburg Merfeld

Wann die Erbauung der Burg in Merfeld erfolgt ist, läßt sich nicht nachweisen. Nach Angabe der Chroniken wurden im Münsterlande während der langen, unruhigen Regierung des Bischofs Ludwig II. (1310 bis 1357) über 70 befestigte Schlösser erbaut, die aber größtenteils von ihm wieder zerstört wurden. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts meldet die Geschichte: „1353 zog der Bischof von Utrecht gegen den Besitzer der Burg Merfeld zu Felde, welcher das Land Overyssel überfallen hatte. Er verwüstete alle zum Hause Merfeld gehörenden Bauernhöfe, Mühlen und Brücken.“

1358 übertrug Ritter Hermann I. Von Merfeld seine Burg als ein Offenhaus dem Grafen von Ravensburg. Die Beteiligung des Landesherrn, Fürstbischofs Adolf, an dem Geldernschen Streite war die Ursache zu einem verderblichen Kriege mit seinen eigenen Lehnsmannen. Diese verschworen sich 1360 gegen ihn. An die Spitze des aufrührerischen Adels, welcher sich als Abzeichen Geißeln auf den Mänteln genäht hatte, standen Hermann von Merfeld und die Nienburger Burgmannschaft. Schließlich gelang es dem Fürstbischof mit Hilfe seiner Brüder und seines Oheims seiner Gegner Herr zu werden. Er wandte sich gegen den Merfelder, zerstörte dessen Burg und nahm ihn selbst gefangen „Er fing Hermann von Mervelde; der hielt ihm nicht das Gelöbnis und hierum zerstörte er seine Burg.“ (Münster, Chronik.)

Man weiß, sagt Kindlinger, daß Hermann von Merfeld seine Burg bald wiederherstellte, was aber der damaligen Landesverfassung nach nicht ohne Erlaubnis der Regierung und ohne sie dem Landesfürsten offen zu halten, geschehen durfte. Ein Abbild der Burg ist uns nicht erhalten geblieben; eine Beschreibung enthält der Vertrag von 1394, durch welchen die Gebrüder von Merfeld die Burg (Doppelburg) unter sich teilten: „Bernhard erhält auf dem obersten Hause zu Merfeld den Saal, die Küche und einen Teil des Platzes, den der Feind (de Vrent) verrammet hatte und nun geteilt ist; ferner die Mühle. Er (Bernhard) soll von seinem Teil des obersten Hauses eine Brücke gehen lassen in den Platz, da die Mühle liegt und er soll keinen Weg haben durch Heinrichs Vorburg.

Heinrich erhält auf dem obersten Hause zu Merfeld den Bergfried, da die Pforte durchgeht, das Lehmhaus dabei und einen Teil des Platzes, den der Feind verrammet hatte und nun geteilt ist und „dat overste“ Vorborgete“, da nun die Brücke ingeht von dem obersten Hause, und das Bauhaus. Er (Heinrich) soll einen Weg machen aus seiner Vorburg; er soll keinen Weg haben durch Bernds Vorburg. Ferner soll Jeder des Anderen Wege gebrauchen außerhalb des obersten Hauses und der Vorburg zu Nutz und Not. Werden dort (Schlag-)Böme oder Festnisse aufgemacht, de beslüt werden, so sollen wir zu beiden Seiten Schlüssel zu haben. Hätte einer von uns eine Fehde und der andere nicht, so soll, der keine Fehde hat, einen Wächter halten auf dem obersten Hause. Den Wächter mag der setzen auf dem obersten Hause, der die Fehde hat.“

1498 übertrug Bernd II. seinem Sohne die (halbe) Burg; er behielt sich jedoch das Haus, die Pforte und Schreibkammer an der mittelsten Brücke vor.

Das Eigentum beider Häuser (mit „Hues to Mervelde“ ist stets die Burg gemeint), so verlauten die Prozeßakten, stieß da zusammen, wohin 1550 der Schöffenstuhl auf dem Walle vorin Schlosse verlegt war. Dieser wird unter der noch vorhandenen Vehmlinde am Pforthause gestanden haben. Von hier bis zu Burgkapelle müßte die Grenzlinie der Burgen gelaufen haben.

Von der Wasserburg Merfeld ist nur wenig erhalten geblieben. Der geräumige, 4eckige Burgplatz läßt 2 Burghöfe nicht mehr erkennen. Er ist größtenteils noch von Gräften umgeben. In der Nordwestecke befindet sich der 2stöckige, 1747 bezw. 1755 errichtete Winkelbau des Schlosses Merode, sowie ein Torhaus für landwirtschaftliche Zwecke. In der nordöstlichen Ecke ist die Burgkapelle gelegen und an der südlichen Seite des Platzes die Ruine der Burg Merfeld-Merode. Von ihr sind nur die Kellergewölbe in Form eines langgestreckten rechteckigen Baus mit einem quadratischen Anbau mit dicken Mauern aus Bruchsteinen (vielleicht der Bergfried) erhalten geblieben. Die Burgruine kann heute vom Hofe aus auf einem angeschütteten Damme bequem bestiegen werden; von der Plattform des Turmkellers hat man eine hübsche Aussicht über die Gräften, Teichs, Gärten, Wiesen und Mühlen des Schlosses. Einer der Teiche wird Hexenteich genannt. Der Hauptkeller ist vermauert, und soll seine Eröffnung dem Hause Unglück bringen.

Zwischen der Ruine und der südlich davon gelegenen Schloßmühle lag die Vorburg, ebenfalls ein 4eckiger, von Gräften umgebener Platz.

Der rechte Flügel des Merodeschen Schlosses zeigt an der nordwestlichen Seite einen abgetreppten Giebel mit 4eckigen Backsteinpfeilern und Backstein-Mosaik, ebenso einen gotischen Torbogen. Ueber ihm ist an der Außenseite das Merfeldsche Wappen mit der Jahreszahl 1747, an der Innenseite das Merodesche Familienwappen in Stein gehauen. Der linke Flügel des Baus, mit dem Doppelwappen der von Merode und von Mallinkrodt über dem Eingange, entstammt dem Jahre 1755 laut Inschrift.

Die münster. Chronik (II S. 117) berichtet noch über die Burg Merfeld: „1591. den 10.9., haben die Staaten (=Holländer) das Haus Merfeld, bei Dülmen gelegen, eingekregen mit Verraschen, und haben dasselbige geplündert und sind mit dem Raube davon gezogen.“