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5. Der Name „Merfeld“

Die Mönche des Klosters Werden schrieben um's Jahr 890 in ihr Einkünfte-Verzeichnis „in Marefeldon“, um die heutige Ortschaft Merfeld zu bezeichnen. Feldon ist der 3. Fall der Mehrzahl von Feld. Die Bedeutung des Namens ist: die Siedlung zu den Marefeldern, ähnlich wie Lüdinghausen den Ort „zu den Häusern zu Luido“ darlegen will. Es ist zu beachten, daß man in damaliger Zeit die Umlaute ä, ü usw. in der Lateinschrift nicht darzustellen vermochte, war erst in späterer Zeit gelang. So findet sich im sleben Klosterregister der Name Dülmen mit Dulmene bezeichnet vor. Es ist deshalb in Bezug auf die jetzigen Anklänge der Namen zu vermuten, daß sie schon damals Märefeldon und Dülmenne gelautet haben. Diese Vermutung wird bestätigt durch ein späteres Klosterbuch von 1169, worin unser Merfeld mit Merevelde dargestellt wird. Das Wort Mere, Mehrzahl Meri, bedeutet Pferd, Stute; es findet sich 1102 in einem ähnlichen Ortsnamen „Meriveld“ (Förstemann). Unter Mähre versteht der Münsterländer, nicht wie der Hochdeutsche ein schlechtes, minderwertiges Pferd, sondern eine Stute. Eine Verwechslung von Mere und Mähre hat das Wort Meerrettich erfahren: Als Landpflanze hat sie nichts mit dem Meere zu schaffen. Die Engländer nenne sie Horse-Raddisch (Horse=Pferde). So haben die Deutschen durch unrichtige Schreibweise aus Mähre – Meer gemacht und aus Mährefeldon ein Marefeldon. Förstemann erklärt in seinem altdeutschen Namensbuch das Wort „Mare“ als stehendes, seichtes Gewässer; Marefeldon würde sonach zu den „Sumpffeldern“ bedeuten. Doch erscheint dies nach Kenntnis der Bodenbeschaffenheit bedenklich. Der größte Teil Merfelds, namentlich der Boden mit dem Hause Merfeld und den Bauerngehöften, ist niemals versumpft gewesen. Als sumpfig hätte in älterer Zeit nur der äußerste in eine Spitze auslaufende Westen und die längs des Heubachs liegende Niederung von 1-2 km Breite bezeichnet werden können. Zwischen Kannebroks- und Heubach fanden sich sogar ehemals Torflager vor, welche aber heute ausgebeutet sind. Nach Longinus ist aber die Versumpfung des Heubachgebiets erst in neuerer Zeit eingetreten; er erklärt: Der Merfelder Bruch ist ein Teil der großen, unbebauten Niederung, welche sich von der Stevermündung bei Haltern in nordwestlicher Richtung als Galgenheide, Uphuser und Sythener Mark, Geisheide, Lavesumer Bruch, Esphorst, Hülster Venn, Letter Brok, altes und weißes und schwarzes Venn bis zur großen Tungerloher Mark hinzieht. Die 3-15 km breite Bruchzone stellt heute ein wüstes, nur stellenweise kultiviertes oder aufgeforstetes Oedland dar. Es mußte wegen des geringen Bodengefälles trotz der vielen Abflußadern (Heu-, Kannebroks-, Kettbach usw.) - nach Zerstörung der alten Waldungen – an den Rändern der Versandung, in den Niederungen der Versumpfung und Moorbildung anheimfallen. Der große Merfelder Wald war erst im 16. Jahrhundert völlig abgeholzt, so daß der jetzige wüste Zustand seit etwa 1600 eintrat. Im 9. Jahrhundert, als der Name Marefeldon auftauchte, war demnach eine Versumpfung des Westens noch nicht eingetreten. Die Namensauslegung „Mähre“feld scheint daher begründeter.